Die Idee ist nachhaltig super, die Lage im Fischerviertel ungünstig. Der Ulmer Bio-Unverpackt-Laden „Ora d’Oro“ sucht dringend eine neue Bleibe. Wer kann helfen?
„Hi Anthony“. Die junge Frau grüßt freundlich und steuert mit ihrer kleinen Tochter zielstrebig die Gläser mit den getrockneten Früchten an. Wer im Ulmer Bio-Unverpackt-Laden „Ora d’Oro“ einkauft, kennt auch den Inhaber, der auf viele Stammkunden zählen kann. Übersetzt heißt der Name „Goldene Stunde“. Es ist für Fotografen die Zeitspanne, in der man zum Beispiel am Meer den Sonnenuntergang in einem ganz besonderen Licht einfangen kann. Anthony Saad: „Für mich ist das die Zeit, in der man weder an das Vergangene denkt und etwas bereut, noch an die Zukunft, vor der man vielleicht Angst hat. Es ist die Zeit, in der man ganz bei sich ist. Diese Ruhe soll man auch bei einem Besuch in meinem Laden bekommen.“
Für ihn ist es wichtig, dass schon sehr bald noch viel mehr Menschen diese Augenblicke erleben können. Denn der 33-jährige Libanese bietet ein breites Sortiment an Lebensmitteln und Nonfood-Produkten an, die die Kunden eben allesamt ohne lästige und vor allem umweltschädigende Plastikverpackungen mitnehmen können. Die Auswahl ist riesig. Die Glasspender sind unter anderem gefüllt mit Hanfsamen, Low Carb Müsli, Dinkelbällchen, Studentenfutter, Goldhirse oder Farfalle. In den Regalen findet man aber auch Kichererbsen-Brotaufstriche, gefriergetrocknete Erdbeeren, bunte Fruchtgummi, Schokolade, gemahlenen Kreuzkümmel sowie Branntweinessig und Sojasoße Tamari, die man direkt in die mitgebrachte Flasche abfüllen kann. Im ersten Stock gibt es zudem Zahnbürsten aus Bambus, Seifen aus Pflanzenöl, Duschbrocken, Baby-Pullis aus Garnresten und, und, und.
Keine Frage: Die Idee ist gut, die Lage des Geschäfts unweit des Metzgerturms jedoch schlecht. „Ich benötige unbedingt mehr Laufkundschaft, sonst muss ich den Laden nach drei Jahren bis Ende August leider schließen“, so der studierte Maschinenbauer, dem die Umwelt so sehr am Herzen liegt, dass er eines jedoch nicht möchte: Aufgeben! Deshalb sucht er händeringend einen neuen Standort, am liebsten in der Stadtmitte. Das neue am besten ebenerdige Ladenlokal sollte etwa 140 Quadratmeter Verkaufs- und Lagerfläche haben, eine Spülmöglichkeit besitzen, barrierefrei und gut für Lkw zu erreichen sein.
Wir wünschen ihm an dieser Stelle, dass er eine Lösung finden wird und seine Kundschaft ihn weiterhin freundlich mit „Hi Anthony“ begrüßen kann. Denn eines ist klar. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte diese goldene Stunde nicht vergehen.