Das Ende als Anfang

Als der Weg zu Ende war, lief Norbert Unterharnscheidt unbeirrt weiter. Denn der Inhaber und Gesellschafter der e.systeme21 GmbH hatte ein klares Ziel vor Augen. Bei der Gründung seines Unternehmens im Jahr 2013 setzte er auf Photovoltaik, als der Hype über die Dach-Solarmodule als gewinnbringende Investition gerade wie eine große Seifenblase zerplatzte.

„Als vor über zehn Jahren die Subventionen gestrichen wurden, waren PV-Systeme als reine Geldanlagen praktisch tot“, so der 65-Jährige, der allen Unkenrufen zum Trotz auf diese Technologie baute: „Ich war zutiefst davon überzeugt, dass diese Anlagen eine große Zukunft haben. Aber eben nur dann, wenn man sie dazu nutzt, um den eigenen Energieverbrauch dezentral zu decken – und eben nicht zur Einspeisung in die Stromnetze.“

Energieautarkes Gebäude
Aus diesem unerschütterlichen Glauben wurde ein großer Erfolg – auch wenn die ersten Jahre dieser Pionierarbeit mitunter schwer waren. Denn heute kann sich das Unternehmen mit der individuellen Planung und Installation von Photovoltaikanlagen über lukrative Projekte mit Privat- und Gewerbekunden freuen. Und gerne übernimmt das über 20-köpfige Team eine Vorreiterrolle. Denn nach einer umfangreichen energetischen Sanierung und Modernisierung ist die eigene Gewerbeimmobilie im Ulmer Donautal mithilfe von Photovoltaik, Wasserstoff und Batteriespeichern komplett energieautark und zu 100 Prozent CO2-frei – nach 18 Monaten Umbauzeit.
Das Kernstück des Gebäudes in der Boschstraße 38 ist eine Elektrolyseanlage, mit der im Sommer aus überschüssigem Strom der Photovoltaikanlage Wasserstoff erzeugt und vor Ort in Flaschenbündeln gespeichert wird. Im Winter kann man ihn mittels einer Brennstoffzelle erneut zur Erzeugung von grünem Strom und Wärme nutzen.

Vorbild für das Donautal
„Die größte Herausforderung bestand darin, die veraltete Technik im Bestandsgebäude mithilfe eines maßgeschneiderten Energiekonzeptes durch neue, innovative Systeme zu ersetzen“, so der gelernte Kaufmann, der schon mehrere Führungsaufgaben in namhaften Unternehmen innehatte und seine Expertise nun auch in die Vorstandsarbeit des unw einfließen lässt. 
„Mit unserem Pilotprojekt können wir zeigen, wie vollständige Energieautarkie in der Praxis funktioniert und dass sie sich rechnet“, so der Firmenchef, der ein Faible für das Handwerk hat. Das ursprünglich in Bellenberg beheimatete Familienunternehmen führt er gemeinsam mit seinem Sohn Jens und dem neu dazugekommenen Geschäftsführer Lars-René Schmidt.
Mit ihrem innovativen „all electric“-Gebäude fungiert die e.systeme21 GmbH nun auch als Vorbild für viele weitere Betriebe im Donautal. Und das möchte sich im Jahr 2035 zum ersten klimaneutralen Industriegebiet in Deutschland aufschwingen. Bis dahin ist es sicherlich noch ein weiter Weg. Norbert Unterharnscheidt wird ihn unbeirrt weitergehen.

Norbert Unterharnscheidt vor der Elektrolyseanlage, dem Herzstück seines energieautarken Gebäudes im Ulmer Donautal. Foto: Stefan Loeffler