Wo bildet eigentlich ein Radieschen seine Samen aus? Kaum jemand weiß das heute noch. Samenbau wird heute selbst in der gärtnerischen Ausbildung nicht mehr gelehrt, und in den vergangenen Jahrzehnten wurde kaum über Saatgut gesprochen. Letzteres hat sich mit der Neuigkeit geändert, dass Bayer Monsanto aufkaufen möchte. Nun wird heiß diskutiert, was ein solcher Zusammenschluss bedeuten könnte – schließlich wäre Bayer damit der weltgrößte Konzern sowohl für Agrarchemie als auch für Saatgut.
In welchem Kontext stehen diese Entwicklungen? Wie sind wir überhaupt in eine solche Situation gekommen? Was bedeutet es, dass in den letzten 100 Jahren weltweit etwa 75% der Vielfalt unserer Kulturpflanzen verlorengegangen sind und dass Bäuer*innen zunehmen die Möglichkeit genommen wird, über ihr Saatgut selbst zu bestimmen? In dem Vortrag wird ein grober Überblick über die Entwicklungen der vergangenen 100 Jahre gegeben und diskutiert, wie wir das Sagen über unsere Saat wiedergewinnen können. Hierbei soll deutlich werden, warum es so wichtig ist, vielfältige, samenfeste und am besten sogar nicht zugelassene Sorten zu verwenden und ein wenig Saatgut selbst zu vermehren.
Fragen zum praktischen Samengärtnern werden bei diesem Vortrag nicht im Fokus stehen, können aber bei Bedarf andiskutiert werden.
Termin
Montag, O5. Februar 2018 – 19:00 Uhr
Ort
Weststadthaus, Moltkestraße 10, 89077 Ulm
Statt Eintritt: Spenden erwünscht
Referentin
Anja Banzhaf, Buchautorin, selbstgelernte Samengärtnerin und Referentin, hat mit ihrem 2016 erschienenen Buch „Saatgut – Wer die Saat hat, hat das Sagen“ für große Aufmerksamkeit gesorgt. Sie hat eine weltweit brisante Thematik mit ihren Recherchen in und über Europa hinaus in den Mittelpunkt gerückt. Dabei geht es auch um die sich ständig vergrößernde Marktkonzentration von Saatgutkonzernen und damit ganz praktisch um die entscheidende Frage, wie unsere Kulturpflanzenvielfalt in den Händen von Bäuer*innen und Gärtner*innen erhalten und weiterentwickelt werden kann.